Bei Depression älterer Erwachsener:

Bei einer Altersdepression, die nicht auf die übliche Behandlung anspricht, können neue Medikamente oder zusätzliche Medikamente  ausprobiert werden. Eine Studie hat nun gezeigt, dass diese Therapieoptionen bei vielen Patienten ab 60 zu einer Besserung führen können.

Die Ausgangssituation

Wenn ältere Menschen an Depressionen leiden, kann es manchmal schwieriger sein, sie zu behandeln. Wenn mehrere vorherige Therapien nicht erfolgreich waren, spricht man von einer Therapie-Resistenz. In solchen Fällen können andere Medikamente oder zusätzliche Medikamente ausprobiert werden. Es ist jedoch noch nicht gut bekannt, welche Vor- und Nachteile mit den jeweiligen Strategien bei behandlungsresistenter Depression älterer Erwachsener verbunden sind.

Die Studie

In dieser Studie wurden die Behandlungen in zwei Schritten durchgeführt. Im ersten Schritt wurden 619 Patienten zufällig in drei Gruppen aufgeteilt: 211 bekamen eine zusätzliche Gabe von Aripiprazol, 206 eine zusätzliche Gabe von Bupropion und 202 wurden auf Bupropion umgestellt. Wenn die Patienten im ersten Schritt keine Besserung zeigten oder die  zusätzlichen Gabe oder der Switch nicht möglich waren, wurden sie im zweiten Schritt entweder einer zusätzlichen Gabe von Lithium oder einem Switch zu Nortriptylin zugeteilt. Die Behandlung nach jeder Anpassung dauerte 10 Wochen. Als Hauptziel wurde die Veränderung des psychischen Wohlbefindens im Vergleich zum Ausgangszustand gemessen, wobei höhere Werte auf eine Verbesserung des Wohlbefindens hinweisen. Als sekundäres Ziel wurde untersucht, ob eine Remission der Depression (die depressiven Symptome klingen ab und der Patient hat wieder ein normales psychisches Wohlbefinden) erreicht wurde.
Im Durchschnitt verbesserte sich das Wohlbefinden um 4,83 Punkte (Aripiprazol-Gabe), 4,33 Punkte (Bupropion-Gabe) und 2,04 Punkte mit dem Switch zu Bupropion.
Eine Remission der Depression trat bei 28,9 % der Patienten in der Aripiprazol-Zugabe-ruppe, bei 28,2 % der Bupropion-Zugabegruppe und bei 19,3 % der Bupropion-Switchgruppe auf. Bei der Bupropion-Zugabe kam es jedoch häufiger zu Stürzen als in den anderen Gruppen.
Im zweiten Schritt wurden 248 Patienten eingeschlossen, bei denen die Behandlung im ersten Schritt nicht möglich war oder nicht ausreichend half. 127 Patienten erhielten eine Lithium-Augmentation und 121 Patienten wurden auf Nortriptylin umgestellt. Das Wohlbefinden stieg in der Lithium-Gruppe um 3,17 Punkte, mit Nortriptylin um 2,18 Punkte. Zu einer Remission kam es bei 18,9 % der Patienten mit Lithium-Zugabe sowie bei 21,5 % der Patienten nach Switch zu Nortriptylin. Die Sturzrate war in beiden Gruppen vergleichbar.

Die Zugabe mit Aripiprazol oder Bupropion half jedem 3. Teilnehmer.

Bei älteren Erwachsenen mit behandlungsresistenter Depression kann demnach die Zugabe  mit Aripiprazol bei der laufenden Therapie eine Option sein, das Wohlbefinden signifikant über 10 Wochen im Vergleich zu einem Switch zu Bupropion zu steigern. Die Studie zeigte zudem ein geringeres Sturzrisiko mit Aripiprazol. Für Patienten, die nicht ausreichend auf die Behandlung in Schritt 1 ansprachen, waren anschließende Zugaben mit Lithium oder ein Switch zu Nortriptylin vergleichbar effektive Behandlungsoptionen.
 
Autor:
Lenze EJ, Mulsant BH, Roose SP, Lavretsky H, Reynolds CF 3rd, Blumberger DM, Brown PJ, Cristancho P, Flint AJ, Gebara MA, Gettinger TR, Lenard E, Miller JP, Nicol GE, Oughli HA, Pham VT, Rollman BL, Yang L, Karp JF. Antidepressant Augmentation versus Switch in Treatment-Resistant Geriatric Depression. N Engl J Med. 2023 Mar 3. doi: 10.1056/NEJMoa2204462. Epub ahead of print. PMID: 36867173.

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