Darmbakterien

Chronischer Stress erhöht das Risiko für eine Depression. Allerdings wird nicht jeder, der anhaltendem Stress ausgesetzt ist, depressiv. In der Literatur konnte bereits gezeigt werden, dass die Widerstandskraft, oder auch Stressresilienz, von Menschen unterschiedlich ist. Das Verständnis der Ursachen für diese Unterschiede könnte dazu beitragen, die Behandlung von Depressionen zu verbessern. Wissenschaftler aus China haben nun in einer Tierstudie den Beitrag des Darmmikrobioms zu diesen individuellen Unterschieden untersucht.


Tierstudie: Wie wichtig ist das Darmmikrobiom für Resilienz gegenüber Stress und Depression?

Hierzu wurden Mäuse 4 Wochen lang chronischem, unvorhersehbarem, mildem Stress (CUMS) ausgesetzt. Anschließend konnten sie sich 3 Wochen lang erholen. Nach Verhaltenstests wurden die Tiere in Gruppen mit geringer oder hoher Stressresilienz eingeteilt und anschließend untersucht.


Auswirkungen einer Stuhltransplantation auf Neurogenese im Hippocampus

Es wurde untersucht, wie sich die Bakterien im Darm auf das Verhalten bei Stress und auf die Bildung neuer Nervenzellen im Gehirn auswirken. Dafür haben sie mit Hilfe einer Stuhltransplantation den Stuhl von gestressten Tieren in nicht gestresste Tiere übertragen und umgekehrt. Dann haben sie die Bildung neuer Nervenzellen mit einem Medikament namens Temozolomid blockiert und geschaut, ob die Stressresistenz der Tiere nach der Stuhltransplantation besser wurde, abhängig davon, wie gut sich neue Nervenzellen bilden konnten.


Stressresilienz: Bessere Erholung nach Stresstest

Mäuse mit hoher Stressresilienz zeigten nach einer 3-wöchigen Erholungsphase nach einem Stresstest eine signifikante Verbesserung in den verschieden en Verhaltensbereichen.

  • Anhedonie: Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden
  • Verzweiflung
  • Angst

Der Kot von Mäusen mit hoher Stressresilienz enthielt eine andere Zusammensetzung der Mikrobiota im Vergleich zu Mäusen mit geringer Stressresistenz.


Stressresilienz-Mikrobiom:

  • Größere Häufigkeit von Lactobacillus, Bifidobacterium und Romboutsia
  • Geringere Häufigkeit von Staphylococcus, Psychrobacter und Corynebacterium


In ähnlicher Weise zeigten Mäuse mit hoher Stressresilienz eine größere Neurogenese im Hippocampus als Tiere mit geringer Stressresilienz. Die Transplantation fäkaler Mikrobiota von Mäusen mit hoher Stressresilienz in zuvor chronischem Stress ausgesetzte Tiere verbesserte die Neubildung von Nervenzellen im Hippocampus und erleichterte die Erholung von stressbedingten Depressionen und kognitivem Abbau. Durch eine Blockade der Neurogenese mit Temozolomid wurde der Effekt einer Stuhltransplantation von Mäusen mit hoher Stressresilienz in Mäuse mit geringer Stressresilienz aufgehoben.


Fazit: Darmmikrobiom beeinflusst Stressresilienz mittels Neurogenese im Gehirn

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Zusammensetzung des Darmmikrobioms mit der Stressresilienz in Zusammenhang steht. Eine Änderung des Darmmikrobioms beeinflusste zudem die Genesung von stressbedingten Depressionen. Dieser Effekt wird vermutlich, so das Studienfazit, durch die Neubildung von Nervenzellen im Hippocampus vermittelt. Ob diese Effekte vergleichbar beim Menschen nachvollziehbar sind, müssen weitere Studien zeigen.


Autor:
He H, Zhao Z, Xiao C, Li L, Liu YE, Fu J, Liao H, Zhou T, Zhang J. Gut microbiome promotes mice recovery from stress-induced depression by rescuing hippocampal neurogenesis.Neurobiol Dis. 2024 Feb;191:106396. doi: 10.1016/j.nbd.2023.106396. Epub 2024 Jan 2. PMID: 38176570.

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