Temperaturextreme:

Wegen des Klimawandels wird das Wetter weltweit unvorhersehbarer. Das bedeutet, dass die Temperaturen extrem hoch oder niedrig sein können. Wenn es oft sehr heiß ist, kann das gesundheitliche Probleme verursachen. Forscher glauben jedoch auch, dass es besser wäre, wenn es seltener sehr kalt wäre. Um die Folgen des Klimawandels besser verstehen zu können, wird der Einfluss extremer Temperaturen auf die Gesundheit genauer erforscht. Eine belgische Studie hat nun untersucht, wie sich sehr hohe und sehr niedrige Temperaturen auf die Anzahl der Todesfälle in neun belgischen Städten auswirkten.

Einfluss von Hitze und Kälte auf Sterberisiko

Die Autoren ermittelten die täglichen maximalen Temperaturen und die Zahl der Todesfälle in den Jahren 2010 – 2015. Dabei berücksichtigten sie den Einfluss der Luftfeuchtigkeit und Luftverschmutzung in größeren und kleineren Städten und betrachteten auch, wie unterschiedliche Bevölkerungsgruppen (z. B. Alter oder Geschlecht) betroffen waren. Sterberisiken bei extremen Temperaturen verglichen die Wissenschaftler mit der Temperatur minimaler Sterblichkeit (23,1 °C).

Analyse von Temperatur und Todeszahlen in 9 belgischen Städten

Zwischen 2010 und 2015 kam es zu 307 859 Todesfällen in den betrachteten Regionen. Diese schlossen 91 327 Todesfälle (29,7 %) aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (kardiovaskulär) ein sowie 34 493 Todesfälle (11,2 %) aufgrund von Atemwegserkrankungen (respiratorisch). Das Risiko war um 32 % erhöht bei extremer Kälte und um 21 % erhöht bei extremer Hitze. Das Risiko sank langsam von extrem niedrigen bis mäßig niedrigen Temperaturen und stieg bei extrem hohen Temperaturen steil an.
Erhöhte Sterblichkeitsrisiken nach Hitze konnten über eine Woche nachgewiesen werden, Kälteeffekte wirkten dagegen über 4 Wochen risikosteigernd. Sowohl Kälte als auch Hitze erhöhten das Risiko für kardiovaskuläre und respiratorische (Krankheiten oder Gesundheitsprobleme, die die Atmung betreffen, wie zum Beispiel Lungenentzündung, Asthma oder andere Atemwegserkrankungen) Sterblichkeit. Kälteeffekte zeigten sich am stärksten bei der ischämischen Herzerkrankung bzw. KHK und bei COPD.

Sterberisiko bei Hitze- und Kälteextremen deutlich erhöht

Effekte der Hitze wurden in allen Bevölkerungsgruppen über eine Woche gesehen. Allerdings gab es auch Unterschiede. Frauen waren stärker durch Hitze beeinflusst als Männer. Es konnten stärkere Kälteeffekte bei Menschen ab 75 Jahren gesehen werden als bei jüngeren Personen. Auch bei hohen Temperaturen waren Menschen ab 75 Jahren anfälliger als Menschen zwischen 65 und 74 Jahren. Hierbei wurde allerdings auch ein höheres Risiko für Personen unter 65 Jahren gesehen, der, so die Autoren, möglicherweise mit Hitzerisiken für sehr junge Kinder assoziiert sein könnte.
Menschen in besonders städtischen Regionen hatten ein höheres Hitzerisiko, jedoch ein geringeres Kälterisiko als Menschen in ländlicheren Städten. Luftverschmutzung war, so die Autoren, kein die Ergebnisse beeinflussender Faktor.

Fazit: Höheres Risiko für Frauen und Ältere

Die Autoren schließen, dass speziell ältere Personen, besonders in eher zugebauten Städten, bei Hitzewellen verlässliche Kühlung benötigen. Auch Frauen fanden sie stärker durch Hitzewellen betroffen. In ländlicheren Regionen sind dagegen besonders Kältewellen ein sich über längere Zeit auswirkendes Problem.

Autor:
Demoury C, Aerts R, Vandeninden B, Van Schaeybroeck B, De Clercq EM. Impact of Short-Term Exposure to Extreme Temperatures on Mortality: A Multi-City Study in Belgium. Int J Environ Res Public Health. 2022 Mar 22;19(7):3763. doi: 10.3390/ijerph19073763. PMID: 35409447; PMCID: PMC8997565.

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