Depression bei Bipolarer Störung

Bei einer Bipolaren Störung kommt es zu manischen oder hypomanischen und depressiven Phasen, die sich sehr individuell gestalten. Die Behandlung solcher depressiver Episoden bei einer Bipolaren Störung ist nicht ganz unkompliziert, da klassische Antidepressiva den raschen Wechsel in eine manische Phase (manischer Switch) auslösen und damit eine große Gefahr für die Patienten darstellen können.
Ein systematischer Review mit Netzwerk-Metaanalyse fand nun heraus, dass zur Akutbehandlung bipolarer Depression eine gute Evidenz zur Wirksamkeit mehrerer atypischer Antipsychotika sowie zum Antiepileptikum Lamotrigin vorliegt. Antidepressiva erhöhten hingegen das Risiko für einen manischen Switch.


Die Grundlagen

Die Wissenschaftler ermittelten relevante Studien aus den medizin-wissenschaftlichen Datenbanken MEDLINE, Embase, PsycINFO, Google Scholar, Cochrane Library, Web of Knowledge, CINAHL und LILACS mit Veröffentlichung bis 13. April 2023. Zur Einschätzung der Wirksamkeit analysierte die Studie depressive Symptome (Mittelwertdifferenzen, MD), zur Einschätzung der Sicherheit das Auftreten manischer Switches (Odds Ratio, OR) sowie weitere unerwünschte Ereignisse und Behandlungsabbrüche.


Systematischer Review mit Netzwerk-Metaanalyse

Insgesamt konnten Daten aus 101 randomisierten, kontrollierten Studien mit zusammen 20 081 Patienten in die Analyse aufgenommen werden. Die 8 063 Männer (41,7 %) und 11 263 Frauen (58,3 %) sowie weitere Personen aus 4 Studien ohne Nennung des Geschlechts waren im Mittel 41,0 Jahre alt (28,7 – 53,6 Jahre). Die Studien betrachteten zusammen 68 Medikationen sowie Placebo.

Mit moderatem Evidenzgrad schätzten die Autoren auf dieser Basis, dass Olanzapin plus Fluoxetin, Quetiapin, Olanzapin, Lurasidon, Lumateperon, Cariprazin und Lamotrigin wirksamer zur Reduktion bipolar-depressiver Symptome sind als ein Placebo.

Verschiedene andere Medikationen, schreiben die Autoren, könnten ebenfalls wirksam sein, erreichten jedoch nur einen geringen bis sehr geringen Evidenzgrad.

Die Klasse der Antidepressiva erschien zwar wirksam, aber ging im Vergleich zu Antipsychotika mit einem höheren Risiko für Switches in eine manische Phase einher. Darüber hinaus unterschieden sich die Nebenwirkungsprofile zwischen den Medikationen.


Switch-Gefahr mit Antidepressiva, atypische Neuroleptika und Lamotrigin effektiv

Die Netzwerk-Metaanalyse zeigt somit eine Bandbreite an Medikationen auf, die zur akuten Behandlung einer bipolaren Depression wirksam eingesetzt werden können. Antidepressiva, wie sie bei einer unipolaren Depression relevant sind, spielen dabei aufgrund der Switch-Gefahr eine untergeordnete oder nur begleitende Rolle. Vielmehr zeigten sich hier atypische Antipsychotika (Olanzapin in Kombination mit Fluoxetin, Quetiapin, Olanzapin, Lurasidon, Lumateperon, Cariprazin) und das Antiepileptikum Lamotrigin als effektive Wirkstoffe mit gutem Evidenzgrad und individuell zu berücksichtigendem, unterschiedlichem Nebenwirkungsprofil.


Autor:
Yildiz A, Siafis S, Mavridis D, Vieta E, Leucht S. Comparative efficacy and tolerability of pharmacological interventions for acute bipolar depression in adults: a systematic review and network meta-analysis. Lancet Psychiatry. 2023 Sep;10(9):693-705. doi: 10.1016/S2215-0366(23)00199-2. PMID: 37595997.

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